Impulse für mehr Bewegung
Die Bundeskonferenz von jungen Rheumatikern und Eltern betroffener Kinder (Buko) im November in Bonn stand ganz im Zeichen der Bewegung. Zwei Teilnehmerinnen erzählen, was sie von dem Treffen mitnehmen.
Lena, Irina, Ihr ward beide zum ersten Mal bei der Buko dabei. Wie war es für Euch?
Lena: Es war ganz toll, es gab viele fachliche Vorträge, bei denen ich viel gelernt habe und die mir richtig Lust auf Bewegung gemacht haben.
Irina: Aber auch die Übungen, die wir gemacht haben, waren toll, zum Beispiel die Body Percussion im Workshop von Elke Saller. Dabei erzeugt man mit dem eigenen Körper Klang, etwa durch Stampfen, Klatschen oder Fingerschnippen. Das hat total Spaß gemacht!
Wie viel habt Ihr Euch in den letzten Monaten im Alltag bewegt?
Lena: Definitiv zu wenig. Vor der Pandemie war ich in einer Art Fitnessstudio, in der wir mit sieben Teilnehmerinnen Gerätetraining unter Anleitung durchgeführt haben, zweimal pro Woche für 90 Minuten. Außerdem bin ich immer sehr gern zur Wassergymnastik gegangen. Durch die Pandemie war beides nicht möglich.
Irina: Ich hatte etwas mehr Glück und konnte auch während der Lockdown-Zeiten meistens eine Medizinische Trainingstherapie an Geräten durchführen. Außerdem habe ich schon länger ein Headset. Bei längeren Telefonaten gehe ich gern nebenbei spazieren. Die Nachbarn schauen dann zwar schon mal komisch, wenn ich so vor mich hinrede beim Gehen, aber das macht ja nichts. Das hat bei mir auch schon zu lustigen Situationen geführt, wenn bei einem Telefonat ein Traktor vorbeifuhr und man für kurze Zeit unterbrechen musste. Mein Standardsatz ist dann, ich wohne hier sehr ländlich!
Nehmt Ihr konkrete Ideen und Pläne mit in Euren Alltag?
Lena: Auf jeden Fall! Man sieht es mir nicht unbedingt an, aber ich bin schwer betroffen. Meine typischen Ausreden für zu wenig Bewegung sind die Schmerzen und Zeitmangel. Ich nehme aus dem Workshop von Nicole Stefan-Schick vor allem die Anregung mit, dass auch kleine Bausteine zum Ziel führen – zum Beispiel mal für fünf Minuten vom Tisch aufzustehen, im Raum umherzugehen oder sich zu dehnen. Es muss nicht immer etwas Großes sein. Mein konkreter Vorsatz ist, dass ich bei meinen Online-Veranstaltungen alle 30 Minuten aufstehe und mich dehne. Außerdem habe ich mir vorgenommen, abends vor dem Schlafengehen eine Entspannungsübung zu machen, zum Beispiel mit einem Youtube-Video oder der Rheuma-Auszeit-App der Rheuma-Liga. Und ich will mir Krankengymnastik am Gerät verschreiben lassen.
Irina: Es gibt noch eine wichtige Frage, die ich aus dem Workshop von Nina Glagow-Broich mitnehme: Welche Art von Bewegung hat mir vor der Diagnose Spaß gemacht? Wie könnte ich das jetzt umsetzen oder etwas Ähnliches machen? Bei mir war es so, dass ich als Schülerin immer richtig viel Freude an den Bundesjugendspielen hatte: Der Wettkampf und hinterher das Gefühl, wenn man seine Urkunde in der Hand hält, haben mich immer beflügelt. Jetzt habe ich erfahren, dass es auch Nordic Walking-Marathon-Veranstaltungen gibt, bei denen man zum Beispiel drei, sieben oder zwölf Kilometer am Stück walkt. Ich habe mir nun als Ziel gesetzt, einmal an so einem Marathon teilzunehmen. Jetzt fange ich erst mal mit Krafttraining an, bis ich fit genug für das eigentliche Walking bin. Ein festes Datum habe ich mir aber nicht gesetzt, dafür ist meine Erkrankung zu unvorhersehbar. Immer wieder werfen mich Schmerzen, ein Schub oder gar eine Operation zurück. Aber ein langfristiges Lebensziel finde ich super!
Interview: Julia Bidder
Bundeskonferenz 2021
Das Bewegungsprojekt aktiv-hoch-r der Rheuma-Liga stand im Mittelpunkt des Workshops von Nicole Stefan-Schick. Die Sportwissenschaftlerin und Leiterin des Projekts zeigte zum Beispiel, wie man Bewegung nutzen kann, um die eigene Stimmung zu verbessern. Außerdem lernten die Teilnehmenden, wie man Bewegung geschickt in den Alltag einplant, wie man durch Selbstbeobachtung den inneren Schweinehund erkennt – und wie man ihn austrickst.
Tolle Referentinnen
Dr. Sandra Hansmann, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, und Dr. Josephine Gizik von der Fakultät für Sport und Gesundheits-wissenschaft an der Technischen Universität München führten in die Buko ein. In den Workshops von Sportwissenschaftlerin Nicole Stefan-Schick, Mental- und Bewegungscoach Nina Glagow-Broich und Body-Percussion-Expertin Elke Saller erfuhren die Teilnehmenden viel – und kamen auch richtig in Bewegung.
Was passt zu mir?
In einem Workshop bildeten die Buko-Teilnehmer Pärchen, jeweils eine Teilnehmerin erzählte von ihrem Tagesablauf. Die Rolle des Gegenübers bestand darin, zusätzliche Bewegungs-möglichkeiten im Tagesplan zu finden und vorzuschlagen. Beide Partner einigten sich darauf, welche Vorschläge umsetzbar sind. Nach der Konferenz bleiben die Partner in Kontakt und kontrollieren gegenseitig, ob die Vorschläge im Alltag angekommen sind.